„Meine Staatsbürgerschaft ist Deutsches Reich“
Merck-Gesellschafter Markus Stangenberg-Haverkamp wirkt im braunen Sumpf
Der WDR berichtete in der Dokumentation „Das braune Netzwerk“ über die Aktivitäten brauner Thinktanks, in denen rechtsradikale Intellektuelle das geistige Rüstzeug für die angestrebte „nationale Erneuerung“ erarbeiten. Markus Stangenberg-Haverkamp spielt dabei eine bedeutende Rolle in der rechtsradikalen Szene.
Markus Stangenberg-Haverkamp ist in seinem „zweiten Leben“ Mitglied der Gesellschafterversammlung der E. Merck KG, die sich aus 130 Gesellschaftern allein der Merck-Familie zusammensetzt. Die Gesellschafterversammlung des Familienunternehmens ist mit der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft vergleichbar und trifft die unternehmerischen Grundsatzentscheidungen. Die Merck-Familie hält 70% des Gesamtkapitals des Merck-Konzerns, der Merck KGaA.
Vater von Markus Stangenberg-Haverkamp ist Frank Stangenberg-Haverkamp, seit 2014 Vorsitzender des Vorstandes der E.Merck KG und oberster Repräsentant des Familienunternehmens. Frank und Markus Stangenberg-Haverkamp sind direkte Nachfahren von Emanuel Merck, dem Gründer des Unternehmens Merck.
Unterstützer von Holocaust-Leugnern
Markus Stangenberg-Haverkamp ist vernetzt in der internationalen rechtsradikalen Szene. 2006 besuchte er die Holocaust-Konferenz 2006 in Teheran, die wesentlich organisiert und besucht war von Holocaust-Leugnern aus 30 Ländern. Auf dieser Konferenz spielte Stangenberg-Haverkamp eine aktive Rolle und bot sich als Dolmetscher an. 2005 nahm Stangenberg-Haverkamp an einer Konferenz der rechtsradikalen Whitpower-Bewegung in der USA teil und trat dort unter dem Logo „NPD think tank“ auf. Stangenberg-Haverkamp ist auch langjähriges Mitglied im „Deutschen Kolleg“, das nach Erkenntnissen des Thüringer Verfassungsschutzes „rassistisches und antisemitisches Gedankengut“ verbreitet. Dort bietet er seine Dienst als Übersetzer von rechtsradikalen Büchern ins Englische an, darunter ist auch ein Buch von Horst Mahler.
„Meine Staatsbürgerschaft ist nicht deutsch sondern Deutsches Reich“
Das erklärte Stangenberg-Haverkamp bei einem „Gepräch“ mit der Bayreuther Polizei. Weiter gab er bei einem Treffen des „Deutschen Kolleg“ an, den Vernehmern der Polizei habe er erklärt, „die Bundesrepublik Deutschland ist ein von den Alliierten unter Bruch des Völkerrechts eingesetztes System um das Deutsche Reich handlungsunfähig zu halten“ und „ich bin reichstreu“. Das WDR fragt an dieser Stelle der Dokumentation: „Ist Stangenberg-Haverkamp ein heimlicher Reichsdeutscher?“
Merck: Alles nur eine „private Angelegenheit“
Die WDR-Redakteure baten Merck um eine Stellungnahme zu den Ergebnissen ihrer Recherche zu Markus Stangenberg-Haverkamp. Für Merck war alles halb so schlimm: „Private Angelegenheiten von Anteilseignern sind ohne Relevanz für das Unternehmen“. Dabei hätte das Unternehmen kritisch mit seiner eigenen Geschichte umzugehen. Bereits im 1. Weltkrieg machte Merck einen Großteil seines Umsatzes mit Heereslieferungen, so wurden z. Bsp. bis zum Ende des Krieges 45.500 Pferdegasmasken hergestellt. Nach Recherchen von Historikern setzte Merck im 2. Weltkrieg 1.240 Zwangsarbeitern ein. Eine Reihe von Familienmitgliedern war aktiv in den Organisationen der Nationalsozialisten. (http://www.dfg-vk-darmstadt.de/Lexikon_Auflage_2/Merck.htm).
Die Merck-Familie hält zusammen
Der Vater von Markus Stangenberg-Haverkamp, Frank Stangenberg-Haverkamp bestimmt wesentlich die Geschäftspolitik des Familienkonzerns mit heute 12,8 Mrd. Euro Umsatz und 50.000 Mitarbeitern weltweit. Gegenüber dem WDR erklärte er, die Gesinnung seines Sohnes sei weder bekannt noch von einer Relevanz für das Unternehmen. Er selbst sei nie mit rechtspopulistischen Kreisen in Berührung gekommen. Das stimmt aber offensichtlich nicht. Die Redakteure deckten aber auf, dass der Unternehmenspatriarch Frank Stangenberg-Haverkamp 2008 im Verteiler der Holocaust-Leugner aufgenommen war. Eine E-Mail von Horst Mahler an ihn endet mit „Heilsgrüßen“.
„Wir sind Merck“, wirbt Merck auf seiner Großbaustelle mit großen Tafeln. Wir – Vater, Sohn und die Merck-Familie?
„In was für einer Welt wollen wir leben?“
So fragt Merck auf seiner aktuellen Homepage. „Als global aufgestelltes Wissenschafts- und Technologieunternehmen suchen wir bei Merck jeden Tag nach Antworten auf die Frage: In was für einer Welt wollen wir leben? Und wir suchen nach Lösungen, um das Leben von Menschen rund um den Globus besser zu machen.“
Die Lösung: eine Welt ohne Holocaust-Leugner, ohne Rassisten und ohne Reichsbürger.
Die Dokumentation des WDR ist abrufbar unter:
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/die-story/video-das-braune-netzwerk-100.html
Ein Interview mit den FilmemacherInnen und speziell zur Rolle von Frank Stangenberg ist veröffentlicht im Vorwärts:
http://www.vorwaerts.de/Artikel/merck-gesellschafter-boot-holocaustleugnern